Die Familie Hinteregger führte einen kleinen Almbetrieb auf dem Ploseberg. Von dort aus konnten sie immer wieder die Umrisse großer, wild verwachsener Dachflächen erkennen, die zu einem Haus gehören mussten, von dem niemand etwas zu wissen schien.
Eines Tages, als Alois wieder die tägliche Strecke über die dicht bewaldete Bergstraße fuhr, überkam ihn der Wunsch, sich diesen Platz genauer anzusehen und er hielt an der Lichtung an. Ein kleiner, stark verwachsener Weg führte zu einem Zaun, der ein großes Gebäude aus Holz umgab. Er kletterte über den Zaun und stieg in das Haus, in dem man wegen des späten Lichts kaum noch etwas erkennen konnte. Dennoch zog es Alois sofort in seinen Bann. »Von der Bauart und vor allem von diesem einmaligen Gefühl her, das dieses Gebäude ausstrahlte, war mir sofort klar, dass es sich hier um etwas ganz Besonderes handeln musste.« Die Eindrücke, die von der immensen Kraft dieses Platzes, von der Ruhe des Waldes und von der Sicht auf die Berge ausgingen, ließen ihn nicht mehr los. Vom Denkmalamt Südtirol erfuhr Alois dann Näheres über die Geschichte dieses Hauses:
Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs wollte die österreichische Monarchie genau hier in Palmschoß eine Lungenheilanstalt errichten und den Ort wegen des angenehmen Klimas, der guten Luft und dem hervorragenden Quellwasser der Plose zu einem Luftkurort von europäischem Ruf machen. Der renommierte Architekt Otto Wagner sollte hier ein Großprojekt realisieren. Der Krieg und der plötzliche Tod des Architekten vereitelten jedoch die Pläne und das in großen Dimensionen geplante Jugendstilgebäude wurde in bescheidenerem Ausmaß realisiert. Mit den Wirren der Kriege lag es lange Zeit brach, bis Alois Hinteregger diesen Ort entdeckte …
Alois Hinteregger